Dumm gelaufen

[Jens Knoche]

Vor zwei Jahren bin ich der Bitte nachgekommen und habe beim Nachbarn eines neuen Kunden mit Bestands-EMA eines nicht mehr tätigen Errichters, den Zentralenakkumulator getauscht. Dieses Jahr meldete sich dieser Nachbar und wollte das ich nach der Anlage schaue, denn diese zeigte nur noch COM-Error an.

Bei der Prüfung der Zentrale zeigte sich folgendes Fehlerbild:

1. Zentrale vollständig außer Funktion
2. Akku tiefentladen, ggf. defekt
3. Eingangsspannung am Trafo anliegend
4. Trafo ohne Spannung an der Sekundärspule.

Ich habe einen defekt des Trafos vermutet und dem Kunden angeboten diesen durch einen neuen bzw. gebrauchten zu ersetzen, den hatte ich allerdings nicht mit. Da ich nicht wirklich viel an dem Tag machen konnte, habe ich dem Kunden nur die Fahrtzeiten aufgeschrieben (1 Stunde).

Einen Tag später (Samstags) rief der Kunde an und bestellte den Trafo wieder ab und sagte, er habe die Zentrale wieder eingesteckt und es würde wieder alles laufen, sein Sohn würde sich ggf. bei mir wegen einem Upgrade auf die JA-100 melden, was wir auch als Alternative angesprochen hatten.

Da ich nichts mehr gehört habe, habe ich dann die eine Stunde Fahrtzeit berechnet und gestern eine etwas längere eMail bekommen, über die ich mich ganz dezent aufgeregt habe. Die Rechnungshöhe hätte ihn überrascht, da ich ja nichts gemacht hätte (wenige Minuten bis zu meiner Aussage das vermutlich der Trafo defekt ist).

Er hätte dann nach meinem Besuch leise Zweifel gehabt ob meiner Aussage bezüglich des defekten Trafos zu trauen sei. Und er habe dann den geplanten Reparaturtermin bei mir abgesagt (stimmt). Er habe dann einen anderen Installateur beauftragt die Anlage zu checken und dieser habe lediglich festgestellt, das in der Zentrale ein Kabel entfernt wurde (Anschlussleitung des Akkus, den ich damit bzw. den Rest der Zentrale schützen wollte bis zur Reparatur). Laut Aussage des Installateurs wäre der Trafo und der Akku völlig in Ordnung.

Aus Kulanz habe er mir dann 50% überwiesen und der Vorgang wäre somit für Ihn erledigt.

Lange Rede kurzer Sinn... ob die 1 Stunde bezahlt wird oder nicht ist mir völlig schnuppe. Mich regt auf, das da irgendein Typ nun behauptet es ist alles in Ordnung, was nicht sein kann! Ich stehe nun als Lügner und Betrüger in den Augen des Kunden da und das stört mich mehr als nur ein wenig. Ich denke ich werde dem Kunden eine Gutschrift schreiben und den aus Kulanz bezahlten Betrag zurückerstatten. Die Anlage hat eine Macke und die ist vermutlich im Trafo zu suchen. Irgendwann wird diese wieder ausfallen oder bei einem elektrischen Defekt irgendwo in den Wicklungen, evtl. sogar zu einem Brand führen und da will ich nicht dran schuld sein, bzw. verantwortlich gemacht werden können. Weiterhin wurmt mich die Geschichte dahingehend, das ein Fehler von "alleine" verschwindet...

Das die Anlage aber gegen alle Regeln der Technik installiert worden ist und auch die Programmierung, z.B. leere Batterien nicht anzeigt, etc. scheint aber im Gegenzug nicht so schlimm zu sein und auch dem nachfolgenden Errichter nicht aufgefallen zu sein. Der hat nämlich nur die Batterien in den Meldern getauscht und gesagt, ist alles in Ordnung...

So, habe fertig....

Was haltet Ihr davon?

[ssb-security]

Ich wurde vor 10 Tagen zu einem Lupus Service gerufen, wo die alten Öffnungsmelder (mit Schraube) unten am Fensterrahmen installiert wurden (der Amateur der das mal installiert hat, ist wohl verstorben). Platz zwischen Schraube und Fensterbank 4 bis 5 cm. Ein Akkuwechsel ist nun natürlich nicht mehr möglich. Die Dinger kleben seit 3 Jahren an dem Rahmen und wer die Kleber von Lupus kennt, weiß, dass so ein Melder nach dieser Zeit nicht mehr Zerstörungsfrei abzumachen ist.
Pech gehabt!
Ich habe denen die Fahrzeit aufgeschrieben und den Auftrag abgelehnt. Die lehnen nun die Zahlung ab und haben sich bei Lupus über mich beschwert. Ich lege das unter "Erfahrung" ab und bin heilfroh, dass ich mich da nicht mit beschäftigt habe.
Fremdanlagen lehne ich mittlerweile weitestgehend ab. Fast immer Ärger und Du erinnerst Dich vielleicht noch an meine WLan Cam Installation, wo drei Kameras und vier Netzteile in einem Jahr kaputt gingen. Die haben mich gefragt, ob ich sowas denn schon mal vorher gemacht hätte.
Es gibt so Aufträge, die sind von A bis Z Sch****. So ist das.

[megagramm]

Hallo Jens,

es handelt sich hier um eine Abweichung der empfohlene Instandsetzung auf Kundenwunsch, der mündlich im Raum steht.

Hier gilt es schriftlich auf das Risiko hinzuweisen und dass Du nach wie vor, die Prüfung der Fehlerursache empfiehlst, um etwaige Folgeschäden wie Kurzschlüsse oder Brände auszuschließen.

Wenn Du den Akkus aus Sicherheitsgründen abgeklemmt hast solltest Du darauf hinweisen. Ich empfehle bei fremden Bestandsanlagen mit dem Kunden zusammen eine protokollierte Zustandsfeststellung der Tatsachen zu machen, damit Fehler dritter nicht auf einen selbst zurückkommen. Dieses vereinbare ich vor Anreise. Wenn es nicht akzeptiert wird, mache ich keine Experimente.

Zur Zustandsfeststellung gehört:

letzte Wartung, Austausch den Zentralenakkus, Austausch des Sirenenakkus;
Verdrahtungskonzept, vorhanden oder nicht;
Programmierung als Backup, vorhanden oder nicht;
Dokumentation mit Datenblättern, vorhanden oder nicht;
....

Wenn alles murks ist, dann ist es mindestens eindeutig zu Deinen Gunsten festgehalten.


LG megagramm

[Ekimred]

Tja, es gibt nichts was es nicht gibt.
Wie ich schon in "meinem" Thread geschrieben habe bin ich mega glücklich, dank dieses Forums, den TE (@Jens) gefunden zu haben.
Seine Professionalität und sein Knowhow sind nach meiner guten Erfahrung über jeden Zweifel erhaben.
Meine uneingeschränkte Weiterempfehlung ist die Folge!!!!!!!
Von daher, lass dich nicht ärgern Jens....
Beste Grüße
Mike

[AaronK]

Ist halt immer ein Risiko bei Bestandsanlagen. Maximale Aufklärung ist da imho das wichtigste - so oft wie möglich hinweisen, nach Möglichkeit Aufklärungen und festgestellte Probleme unterschreiben lassen.

Ggf. auch mal lieber nen Auftrag liegen lassen oder von Anfang an erstmal den Worst Case darlegen und dann schauen, ob sich doch noch was machen und retten lässt. Dann gibt's nur positive Überraschungen für den Kunden.

Oftmals ist es ja auch seitens der Kunden keine böse Absicht, sondern nur Unwissen und wenn dann Handwerker B sagt, dass das so passt, denkt man halt schnell, dass Handwerker A nur unnötig viel Arbeit machen wollte um mehr Geld zu verdienen... Ginge mir ja in Bereichen, wo ich keine Ahnung habe, auch nicht unbedingt komplett anders.

[angos_]

Moin,

wenn es immer nur gut gehen und Spaß machen würde wäre es ja auch langweilig - oder. Ich schraube seit 40 Jahren und haben 99,x % Spaß dabei. Wenn die wenigen Aussetzer nicht wären wüsste ich ja gar nicht wie gut ich es habe. Der o.g. Patient wird im Leben an jedem und allem etwas zu mäkeln finden. Das macht erst einmal vor allem sein Leben unschön. Leider nicht immer vorab erkennbar.

Viel Erfolg und nochmals Spaß

Andreas

[Martina H.]

Zuerst mal ist es doch menschlich, dass man demjenigen Glauben schenkt, der mit der kostengünstigsten Lösung um die Ecke kommt, oder

Dass es dann doch an etwas anderem liegt, wird der Kunde und der "neue" Errichter in Kürze feststellen, wenn der Fehler wieder auftritt. Ob mechanisch oder elektronisch: wirkliche Selbstheilungskräfte gibt es nicht

Und genau dann ist die Reputation von Jens wieder hergestellt. Nur wird keiner (auch Jens nicht) davon erfahren, denn vermutlich wird der neue Errichter nicht zugeben wollen, dass er sich geirrt hat und wenn er es geschickt anstellt, wird der Anlagenbetreiber ihm auch noch glauben.

Salopp würde ich das mal zum unternehmerischen Risiko zählen, wobei - siehe ssb mit der ungerechtfertigten Google-Bewertung - es verdammt schwierig wird, das wieder alles in Lot zu bringen bzw. die andere Richtung einzuschlagen.

Fazit und einzige Möglichkeit: Grundsätzlich solche Aufträge nicht annehmen und auf entsprechend gemachte Erfahrungen verweisen.

Und: Es gibt - siehe Fernsehberichte mit versteckten Kameras - vom Waschmaschinenreparateur bis zu Kammerjägern in jedem Bereich schwarze Schafe, die einen über den Tisch ziehen wollen, weshalb manche Verbraucher in fast jedem Handwerker einen Betrüger vermuten und eine zweite Meinung einholen.

(Und damit schließt sich der Kreis, denn jetzt geht es mit dem ersten von mir geschriebenen Satz wieder weiter - siehe ganz oben )

[funkistnichtalles]

Fremdanlagen suche ich mir aus, ob ich diese annehme.
Ich besichtige diese kostenfrei, dokumentiere mit Fotos.
Schliesse per Werkvertrag alles aus, was vor diesem Datum
Prijektiert, verbaut und programmiert wurde.
Danach gibts eine Auftragsbestätigung zu den zu leistenden Arbeiten.
Klar formuliert und mit worstcase gerechnet.
Unterschreibt der Kunde das so nicht, ist er mich los und ich erwarte keine
Überraschungen.
Er hat 3 Tage Zeit zu überlegen.
Keine Annahme von Schrottsystemen gleich welchen Herstellers.
Von vorneherein ausgeschlossen sind:
Abus, Blaupunkt, Bublitz und Oasis Systeme.
Bei 100er entscheidet der kleine Finger meiner rechten Hand.
Zuckt der in die falsche Richtung lehne ich das über die preis- und termingestaltung ab.
Mein Credo: ich muss es in meinem Alter niemandem mehr a[...]kriechend Recht machen.
Is irgendwie wie beim Autokauf: irgendwas ist immer…
Ging mal was schief, hatte ich es wie Jens gehalten.
Es gab das Geld zurück. Seitdem signiert der „Kunde“ den vorgefundenen Zustand mit Foto. Seitdem ist Ruhe im Karton.
Das gibt ein sicheres Gefühl!

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EDIT:
Wortwahl angepasst
Ollik

[Jens Knoche]

Ich habe heute eine Gutschrift erstellt und den erhaltenen Teilbetrag an den Kunden gesendet, bzw. angewiesen.

Dazu habe ich die bestehenden Mängel und meinen Haftungsausschluss nochmals mitgeteilt, da ich nach wie vor ausgehe, das die Anlage defekt ist. Mal schauen ob da noch was kommt.

Vielen Dank für Eure Unterstützung

[ssb-security]

Ich weiß, sowas tut richtig weh. Ob ich ihm die Kohle zurück überwiesen hätte, weiß ich nicht. Sowas entscheide ich in einem Moment aus dem Bauch heraus. Auf jeden Fall hätte ich mit dem noch eine Rechnung offen. Ob die jemals beglichen wird, wäre dem Zufall überlassen. Woran ich mich noch erinnern kann und was regelmäßig hoch kommt, sind etwa 3 oder 4 Fälle in den letzten 10 Jahren, wo es ähnlich lief. Mich lässt sowas dauerhaft nicht los, insbesondere, wenn mir Unfähigkeit vorgeworfen wird und irgend ein Horst, der nicht 10% von meinem know-how aufweißen kann, als der große Held gefeiert wird.

[peteralarm]

Dazu fällt mir der alte Spruch ein, welcher sich leider oft bewahrheitet:
"Tu nichts Gutes, dann passiert dir auch nichts böses".