Einbruch Haspa Norderstedt

[nubert0815]

Wie vielleicht einige mitbekommen haben, oder auch nicht, ist heute das Urteil am LG Hamburg bezüglich dem Einbruch einer Haspa Filiale in Norderstedt gefallen.

Zur Vorgeschichte...

2021 ist mittels Kernbohrer in den Tresor/Schließfachraum eingebrochen und anschließend unbemerkt 600 Schließfächer aufgebohrt worden. Die Täter sind bis heute unbekannt und von der Beute fehlt jede Spur.

Erst dachte ich, dass die Alarmanlage defekt bzw. nicht eingeschaltet oder der Raum gar nicht gesichert war. Das hat die Haspa selber bis zum Schluss bestritten und war wohl auch nie ein Thema im Prozess oder Medien.

Gibt ja zich ähnliche Fälle in NRW & Co. Meistens sind die Medienberichte nicht sehr aufschlussreich oder geben nur wenige Details wieder.

Im Abendblattartikel über diesen Einbruch wurden einige Details genannt...

https://www.abendblatt.de/region/norders...richt.html

Zitat:Der Tenor: Die Systeme seien intakt und modern gewesen. Wie der Einbruch trotzdem passieren konnte, sei ein großes Rätsel. Der Coup habe „Hollywood-Charakter“ gehabt, so der Rechtsanwalt Dr. Einar Recknagel im April. Der Einbruch sei „nicht vorhersehbar“ gewesen.

Zitat:Genau das sah das Gericht offenkundig anders. Die Bank habe die Pflicht gegenüber ihren Kunden gehabt, den „anerkannten, sich fortentwickelnden Sicherheitsstandard zu berücksichtigen“, so Richter Christoph Ruholl in seiner Urteilsbegründung. Dem sei sie aber „nicht gefolgt“. Ruholl bezog sich explizit auf einen sehr ähnlichen Fall in Hamburg-Altona im Oktober 2020. Damals waren die Täter ganz ähnlich vorgegangen. Sie hatten versucht, mit einem Kernbohrer in den Tresorraum vorzudringen.

Der Versuch war zwar gescheitert – aber aus Sicht des Gerichts hätte die Haspa gewarnt sein müssen und die Sicherheitstechnik in anderen Filialen „überprüfen und gegebenenfalls nachrüsten“ müssen. Das, so Ruholl, sei aber nicht ausreichend passiert. Denn der Bewegungsmelder sei in Norderstedt mit einem „passgenauen Aufkleber“ ausgeschaltet worden – wie schon in Altona.

Zitat:Die Haspa bleibt auch nach dem Urteil bei ihrer Haltung. Stefanie von Carlsburg, Sprecherin der Bank, sagte am Donnerstag: „Die Kammer ist bedauerlicherweise bei ihrer ersten Würdigung zur Frage der tresormäßigen Sicherungspflichten geblieben. Dies ist nach unserer Rechtsauffassung nicht nachvollziehbar. Bei dem von der Haspa verbauten Bewegungsmelder (Honeywell Viewguard Dual AM EMK) handelt es sich um ein Produkt der höchsten Sicherheitsklasse.“

Hochwertigere Zulassungen, so von Carlsburg, seien „weder in Deutschland noch im europäischen Raum bekannt.“ Es handele sich um ein „Premium-Produkt des Marktführers“ und gelte „in Fachkreisen als anerkannter Stand der Technik“. Das habe das Gericht auch „so bestätigt“.

wie kann man einen "Honeywell Viewguard Dual AM EMK" mit einem "Aufkleber" abkleben ohne das er irgendeine Meldung abgibt? Meiner Meinung nach sollte dass doch bei diesem Melder überhaupt nicht möglich sein. Schon gar nicht wenn ein zertifizierter Errichter diese Anlage eingebaut hat und betreut.

Hat jemand da Infos?

[peteralarm]

Auf der Honeywell Seite findet man nachfolgende Info:
Die Melder sind geeignet für Einbruchmelderzentralen mit BUS-2 oder BUS-1 Technologie bzw. konventioneller Anschlusstechnik und sind mit oder ohne Abdecküberwachung AM (Anti-Mask) erhältlich.

Siehe hier:
https://www.security.honeywell.de/de/pro...033440.01/

Welcher war denn nun verbaut? Bei einem solchen Objekt sollte es doch in jedem Fall die Ausführung mit Abdecküberwachung sein, oder?

[Feuermelder]

Zitat:Honeywell Viewguard Dual AM EMK

Das ist ein konventioneller Dual Melder mit Abdecküberwachung.

Ich denk mal, wenn man sich mit der Materie im Vorfeld beschäftigt und sich so einen Melder zum Testen besorgt, dann findet man auch einen Weg die Abdecküberwachung auszutricksen. Mehr sag ich dazu jetzt nicht.

[ssb-security]

Katz und Maus Spiel wie eh und je. Vor ca. 15 Jahren wurden regelmäßig Geldspielautomaten manipuliert. Kaum kam ein neues Gerät der Fa. Merkur raus, wussten die Täter auch schon, wie es zu knacken war. Bei Ermittlungen wurde u.a. ein regelrechtes Labor entdeckt, wo die Prototypen der Hersteller standen und an denen Manipulationsmöglichkeiten erforscht wurden. Man kannte also schon den Weg, bevor die überhaupt in Auslieferung gingen. Letztlich ist das schwächste Glied der Kette meist der unzufriedene oder erpressbare Mitarbeiter über den man an so gut wie alles ran kommt.

[Martina H.]

... und mit den Geldausgabe-Automaten ging es nicht anders. Da wurden entsprechende Modelle als "Schulungsobjekte" geordert Jetzt wird seitens der Hersteller/Banken nachgerüstet und irgendwann ist auch diese Technik den Tätern bekannt und wird wieder überlistet.

Wenn natürlich die Versicherer mit der vorgegebenen Projektierung einverstanden sind, scheint es ja ausreichend zu sein. Warum sollte man auch auf bessere Absicherungen setzen, wenn diese nicht gefordert werden

Das Problem sehe ich eher bei den entwendeten ideellen Werten, die kein Geld (Versicherungsleistung) ersetzen kann. Nur, welchen Aufwand (monetär) will man hierfür ins Verhältnis setzen, schließlich ist es der Schließfach-vermietenden Bank egal, was dort verwahrt wird, wenn die Versicherungsleistung auf 10.000/25.000/50.000/100.000/... € für ein Fach begrenzt ist.

Auch wenn ich mich mit der Materie zu wenig auskenne, scheint mir die doppelte Wandung des gesicherten Raumes mit dem zwischen den massiven Wänden kontrollierten Luftdruck (Über-/Unterdruck) zwar nicht die günstigste, aber effektivste/wachsamste Sicherung zu sein. Wer von den Einbrechern kennt schon den individuellen Luftdruck, der mittels entsprechender Technik überwacht wird

Und - siehe meine Signatur - darf es keine schwächeren Stellen (z. B. Tür) geben Wenn man das Ganze dann relativiert (für jede Filiale solch einen Aufwand zu generieren / die Interventionszeiten zu berücksichtigen), bleibt man dann doch besser bei einem Bewegungsmelder, der - richtig projektiert - im Überwachungsbereich eines oder mehrerer weiterer Bewegungsmelder liegt.

100%ige Sicherheit wird und kann es nicht geben. Irgendwo ist immer ein schwaches Glied in der Kette ...

[angos_]

Moin,

zu meiner aktivsten Zeit Anfang der 90 haben wir Spasskassen ohne Ende in Berlin/BB gesichert. Tresorraum war immer komplett mit Körperschallmeldern, MK, SK und zusätzlichem Dualmelder gesichert. Da war die Bohrmaschine noch nicht ganz an der Wand und das hat ausgelöst. Mehrfach selbst getestet.

Was macht man da jetzt anders?

Verkommt irgendwie alles? Ist ja auch bald alles digitalisiert.

Schönes WE

Andreas

[Privateruser]

Es scheint ja nicht der Standard zu sein mit KSM usw. Wenn ich schon lese, dass hier konventionelle Technik für BWM eingesetzt wurde , lässt das ja erahnen, dass das Konzept schon etwas älter sein kann. Wir sichern Banken ebenfalls mit KSM und das erfolgreich. Ich kenne auch noch Zeiten, wo man die Telenot Melder austricksen konnte. Hier muss die Bank einfach mal auf den Errichter hören und ggf mal aufrüsten.

[xdanielx]

Oder der Wachmann konnte nicht scharfschalten und hat dann die Meldegruppe gesperrt. Alles schon erlebt.....

[angos_]

Ja Geiz ist geil. Vormals wäre der (unterbezahlte) Wachmann einfach davor stehen geblieben und hätte nicht einfach die MG ausgeschaltet. Wobei ich das angewiesener Maßen nie parametriert habe vor langer Zeit. Ja wird eben alles besser?