Wie tief geht das Errichter-Know-How?
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28-02-2025, 14:06
Beitrag: #12
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RE: Wie tief geht das Errichter-Know-How?
Ich behaupte mal, dass ein großer Teil der Monteure/Servicetechniker gelernte Elektriker sind. Zumindest nach meiner persönlichen Erfahrung.
Ich selber bin Informationselektroniker und habe meine Gesellenprüfung als letzter Jahrgang noch an Röhrenfernsehern gemacht. Technikbegeistert seit meiner Jugend und heute entwerfe ich eigene Platinen und Layouts. Das ist aber nicht jedermanns Präferenz. Mein Meister sagte immer: "Elektrik ist Zauberei und Elektronik ist schwarze Magie." Zaubern lernen will jeder und wenn man es beherrscht ist es toll. Aber Schwarze Magie ist dann für viele eine "Stufe zu viel" Ich bin nun seit knapp 15 Jahren Techniker für Sicherheitssysteme. Abseits von (eigentlich) simpler Analogtechnik sind gerade im Bereich Software, Netzwerktechnik, Videotechnik immer mehr Defizite bei den langjährigen Technikern zu beobachten. Das ist bei den "Schwachstromelektrikern" aber nicht ganz so stark zu beobachten. Eher die Quereinsteiger aus der Elektrikbranche. Persönliche Preferenzen spielen aber natürlich immer eine Rolle und können jederzeit Ausnahmen bilden. Aber was ich viel höre: - Honeywell war immer toll, bis die MB-Secure kam und ein USB-Kabel nicht mehr ausreichte. - Analoge Kameras waren immer toll, bis sie plötzlich IP-Adressen brauchten. - So 'n Quatsch wie Makros brauchte man früher nicht. - Warum hat die Anlage denn zwei Netzwerkschnittstellen? - Kann ich bedenkenlos auf Windows 11 updaten? - Wie stelle ich denn die IP-Adresse am Laptop ein? - Wo stell ich das denn ein? Gibts da keine DIP-Schalter? - Was ist DNS, Subnetzmaske, RTSP? - IPv6, DynDNS und Portfreigabe? Missversteht mich nicht falsch: Ich bin davon überzeugt, dass es mir mit steigendem Alter ebenso immer schwieriger fallen wird neue Dinge zu lernen. Aber ich bin reflektiert genug um zu wissen, dass man sich Neuem gegenüber nicht verschließen und alles verteufeln sollte. Hier habe ich den Eindruck, dass das vielen fehlt und das ist schade. Zu dem analog Thema: Bus-Technik macht vieles einfacher und ist nicht mehr wegzudenken. Aber wehe du hast mal einen defekten Teilnehmer, der dir den ganzen Bus sporadisch um die Ohren haut. Kürzlich erst gehabt, mit dem Hersteller gesprochen -> Der hat zu einem Oszi geraten. Wer kann denn heute noch mit nem Oszi nen Fehler auswerten? Kaum einer. Bei analogen Linien reicht i.d.R das Multimeter. Alles hat Vor- und Nachteile. Aber wichtig ist sich offen zu halten für Neues und die Neugier behalten. Aber nochmal zurück. Gerade bei den "älteren" Elektrikern/Quereinsteigern braucht man offensichtlich mit Begriffen wie "Open Collector", "Pull Up", "Pull Down" nicht kommen, da hier dann oft noch mangelnde Englischkenntnisse hinzukommen die schon beim hören der Begriffe die Klappen in den Ohren runterfahren, selbst wenn für sie die eigentliche Schaltung dahinter verständlich und einleuchtend wäre! Da kommen dann Aussagen wie: "Ich brauche einen Pull-Up Widerstand, haben wir so einen?" Das der Begriff Pull-Up den Widerstand nicht zu etwas Besonderem macht ist dabei einfach nicht klar geworden. Und das sage ich ausdrücklich ohne vorwurfsvollen Unterton! Gleiches gilt ja auch andersrum. Der Junggeselle, der mit seinem Laptop ein ganzes Schienennetz programmieren könnte, bekommt Schweißausbrüche wenn er eine verhunzte Zentrale aufmacht, bei dem Ihm 5 fliegende Relais entgegenspringen oder einen LSA-Verteiler mit 20DA Leitungen sieht. Ich denke man muss sich damit abfinden, dass es die Eierlegende Wollmilchsau als Techniker nicht geben kann. Das Spektrum an nötigem Wissen ist zu hoch geworden, weshalb eben spezialisiert werden muss. Ein Techniker, der gleichermaßen Elektriker, Elektroniker, IT-Admin, Schreiner, Schlosser, Fensterbauer Softwareentwickler usw. ist, wird es nicht geben (können). |
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